Al Shamshun: Die Simpsons für die arabische Welt

Im Jahr 2005 wagte der arabische Medienkonzern "Middle East Broadcasting Center" (MBC) ein Experiment. Die Simpsons sollten arabisch werden. Der gewünschte Erfolg blieb aber aus.

Titelschriftzug von Al Shamshun, der arabischen Version der Simpsons

Titelschriftzug von Al Shamshun, der arabischen Version der Simpsons

Die Simpsons sollten den arabischen TV-Markt erobern

Die Erfolgsserie "Die Simpsons" lief 2005 bereits 17 Jahren in den USA und unzähligen weiteren Ländern weltweit. Doch nur in viele strengen muslimischen Ländern, wie z.B. Saudi-Arabien oder im Iran waren sie noch nie im normalen TV ausgestrahlt wurde. Wer dort damals die Familie aus Springfield sehen wollte, mußte auf importierte DVDs oder ausländische Satellitenfernsehen zurückgreifen.

Dies wollte der Medienkonzern MBC, dessen Sitz bis heute in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist, ändern und kaufte die Ausstrahlungsrechte für 54 Episoden der ersten Staffeln.

Zwar wurden die Simpsons auch in manchen arabischen Ländern früher schon im Originalton mit Untertiteln gezeigt, aber blieb der wirkliche Erfolg stets aus. 

„MBC sucht nach Programmen, die für Jugendliche und Teenager attraktiv sind“, sagte MBC-Chef Constandi damals bei einer Pressekonferenz in Dubai. Und da 60% der arabischen Welt unter 20 Jahren war, war dies in der Tat noch ein großer unentdeckter Markt, der erobert werden wollte.

Die Simpsons sollten typische Muslime und Araber werden

Die Lösung war die Simpsons einfach etwas mehr der Lebenswelt arabischer Jugendlicher anzupassen. Die Familie sollten gläubige Muslime werden, die Stadt etwas weniger amerikanisch und am besten die Inhalte der Episoden gleich mit.

Als allererste Maßnahme kamen die Namenswechsel: Familie Simpson hieß auf Arabisch „Al Shamshun“ und aus Vater Homer wurde Omar, der missratene Sohn Bart trat als Badr auf.

Fortan lebten die Simpsons in Rabeea - dem arabischen Wort für "Spring". Vater Omar durfte nicht mehr zu Moes mit den Freunden Sprüche klopfen gehen. Die Taverne flog komplett aus der Serie raus. Sowieso war Bier für den arabischen Homer fortan absolut tabu.

Ebenso mußte er den Verzicht auf Schweinesteaks und Würstchen erlernen. Bei den Simpsons kamen nur noch arabische Spezialitäten aus Rinder- oder Hühnerfleisch auf dem Tisch.

Konsequent: Alkohol und Schweinefleisch kommt in der muslimischen Lehre nicht gut weg. Auch arabische Jugendliche kamen damit selten in Kontakt.

Veränderter Simpsons-Vorspann für "Al Shamshun"

Die geschnittene Fassung war ein Quoten-Desaster

Um den gewünschten Erfolg zu sichern, wurden große Namen als Synchronsprecher verpflichtet. Der ägyptische Schauspieler Mohamed Heneidi sprach Omar (Homer). Damals galt Heneidi als Robert De Niro der arabischen Welt. Mit großen Werbekampagne wurde die arabischen Simpsons beworben, bevor die erste Episode zu Beginn des Ramadans am 04. Oktober 2005 ausgestrahlt wurde. In diesem Fastenmonat wird besonders viel TV geschaut, um sich vom Verzicht auf Essen und Trinken bis zum Sonnenuntergang abzulenken.

Zwar waren die Simpsons nach Bearbeitung durch die arabischen Fernsehmacher immer noch die zerüttelte und chaotische Familie geblieben. Zu viele Szenen fielen aber aufgrund der genannten Ansprüche weg oder wurden völlig unverständlich umgeschnitten.

Die Serie war ein zerhacktes TV-Programm geworden. Teilweise waren die modizierten Storylines so schlecht konstruiert, dass viele Zuschauer gar nicht mehr folgen konnten. Auch viele der Gags fanden keinen Platz in der neuen Version der Simpsons - entweder weil sie zu westlich oder zu zotig waren.

Von den 54 bearbeiteten Episoden fanden gerade mal 34 mal ihren Weg ins TV-Programm. Anschließend wurde "Al Shamshun" abgesetzt und verschwand in den Archiven der TV-Sender.